Energieberatung: wichtige Maßeinheiten - Teil 2: Praxis

Im ersten Teil ging es um die Theorie, speziell um die Begriffe und Maßeinheiten, die in der Energieberatung verwendet werden und die verständlich erklärt wurden. Im zweiten Teil dieses Beitrags wird es nun noch einmal anschaulicher - anhand einiger konkreter Beispiele aus der Praxis der Energieberatung.

Energieberatung: Maßeinheiten in der Praxis

Ein regelmäßiger Blick auf den Drehstromzähler gibt Aufschluss über den Stromverbrauch.

Energie hat ihren Preis

Wir erinnern uns! Die Kilowattstunde - kurz kWh -  ist die Energie-Einheit, die Energieversorger abgerechnen. Mit der Kilowattstunde sollten Sie auch rechnen, wenn Sie Energie einsparen möchten.

Eine Kilowattstunde Strom kostet zurzeit (Juni 2021) etwa 30 Cent, eine Kilowattstunde Gas etwa 7 Cent. Natürlich lassen sich diese Energiestoffe unterschiedlich nutzen. Setzt man aber beide in Wärme um, wird die Einheit vergleichbar. Mit dem Ergebnis: Wärme aus Strom ist etwa viermal so teuer wie Gas.

Umrechnung in kWh

Aber wie rechnet man Brennstoffe um, sodass sie vergleichbar sind? - Auch hier leistet die Kilowattstunde wieder gute Dienste:

Die Kilowattstunde ist die Einheit, in die man verschiedene Brennstoffe bzw. Energieträger umrechnen kann, um sie vergleichbar zu machen.

Beispiel für Heizöl, Erdgas und Pellets:

Energieträger und Kilowattstunden in der Energieberatung
Energieberatung: Wie viel Energie verbrauche ich pro Jahr?

Wie viel Energie verbrauche ich - im Jahr?

Um diesen Wert zu ermitteln, wird die Einheit kWh/Jahr verwendet, also die Kilowattstunden pro Jahr. Je nach Sparte gibt es verschiedene Bewertungen:

Stromverbrauch

Beim Strom nimmt man den Haushalt in den Blick.

Einfache Kriterien zur Bewertung:

Wie viele Personen leben hier?
Wird das Warmwasser elektrisch erzeugt oder nicht?

Weitere Kriterien:

Lebt der Haushalt in einer Wohnung oder in einem Haus?
Gibt es dort Stromverbraucher, die in Mehrfamilienhäusern nicht vorhanden sind etwa Gartenbeleuchtung oder über den Allgemein-Strom abgerechnet werden, wie die  Heizungspumpen der Zentral-Heizungen.

Thema in der Energieberatung: Wo wird der Strom verbraucht?

Unter www.stromspiegel.de findet sich ein schönes Beispiel für eine statistisch ermittelte Liste, in der Sie nachschauen können, ob der Verbrauch niedrig, mittel oder hoch ist. Hier teilt man zur Bewertung in Kategorien ein - von A (sehr niedrig) bis G (sehr hoch).

Beispiel für Kategorie A - Einfamilienhaus ohne elektrische Warmwasserbereitung:

4-Personen-Haushalt bis 2.700 kWh/a

1-Personen-Haushalt bis 1.300 kWh/a

Heizenergie

Der Wert für den Verbrauch der Heizenergie mag Ihnen auf den ersten Blick niedrig erscheinen. Das liegt allerdings nur daran, dass Heizenergie nach dem Verbrauch pro Quadratmeter Fläche berechnet wird - und eben nicht nach dem Gesamtverbrauch des Hauses.

Wie wir im theoretischen Teil zu den Maßeineinheiten in der Energieberatung gesehen haben, lautet die passende Einheit: kWh/m² a. Sie beantwortet die Frage, wie viel Energie jährlich auf jedem Quadratmeter Wohnfläche verheizt werden.

Durchschnittlicher Heizenergie-Kennwert:

140 kWh je m² Wohnfläche im Jahr; bei 100 m² sind dies dann 14.000 kWh jährlich.

Übrigens: Diesem Heizenergie-Kennwert begegnen Sie auch im Energieausweis, der bei Neuvermietung oder Verkauf oder nach Baumaßnahmen ausgestellt werden muss.

 Endenergiebedarf von Gebäuden

Warmwasser

Warmwasser wird nach Personen ermittelt und bewertet. Warmwasser kann auf unterschiedliche Arten erzeugt werden - elektrisch oder aber zentral über die Heizungsanlage.

Dabei erfordert rein rechnerisch die elektrische Warmwasserbereitung weniger kWh. Wie wir zu Beginn dieses Beitrags aber gesehen haben, ist eine Kilowattstunde, die per Strom erzeugt wurde, viermal so teuer wie etwa bei einer Gas-Zentralheizung.

Beispielwerte:

Elektrische Warmwasser-Erwärmung - 500 kWh jährlich
Zentrale Erzeugung - 1.000 kWh je Person jährlich als Durchschnittswert

Anschauliche Zahlen zum Schluss - Daumenregeln

Energieberatung: Verbrauchsdaten im Durchschnitt



Übrigens:
Stellen Sie sich beim jährlichen Gesamt-Wasserverbrauch einer Person von 40 m³ einfach ein Becken von 4 Metern Breite, 5 Metern Länge und 2 Metern Tiefe vor. Dahinein passen 40 m³ = 40.000 Liter. Getrunken wird davon gerade einmal 1 m³. Das würde in einen 1 x 1 x 1 Meter Kubus passen!

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Hubertus Pieper ist seit vielen Jahren Energieberater für Wohngebäude. Als studierter Archtitekt interessiert er sich vor allem für energieeffizientes Bauen in Holz, das dank guter Ideen mit weniger Quadrametern auskommt.
© Hubertus Pieper